Notizen aus der Wissenschaft


Darmflora hat Einfluß auf die Artbildung

Bakterien haben vielfach einen schlechten Ruf. Sie sorgen für Erkältung und Durchfall und andere unerfreuliche Begleiterscheinungen. Die meisten Menschen möchten deshalb möglichst wenig mit ihnen zu tun haben. Manche Bakterien sind aber durchaus nützlich. Für die Verdauung im Darm sind sie beispielsweise unersetzlich: Sie produzieren Vitamine und Fettsäuren, andere sorgen dafür, dass Ballaststoffe verdaut oder Stärke verwertet werden. Aufgenommen werden die Darmbakterien etwa bei der Geburt oder später durch den täglichen Kontakt zwischen Eltern und Nachkommen. Das sogenannte Mikrobiom, also die mit einem Organismus zusammen lebenden Mikroorganismen, beeinflusst darüber hinaus aber auch maßgeblich seine Evolution.

Ein Forschungsteam rund um Professor John Baines, Mitglied im Exzellenzcluster „Entzündungsforschung“ und Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, hat die Darmflora und das Erbgut zweier europäischer Mäuse-Unterarten analysiert: Mus musculus domesticus kommt westlich einer Linie vor, die durch die neuen Bundesländer, Bayern, das westliche Österreich und den Balkan zum Schwarzen Meer verläuft. Mus musculus musculus lebt östlich dieser Grenze. Die beiden Unterarten der Mäuse können sich zwar noch untereinander fortpflanzen, doch ihre Nachkommen sind weniger fruchtbar als reinerbige Tiere.

Nicht nur die beiden Unterarten unterscheiden sich in der Zusammensetzung ihrer Darmflora, die Hybriden beider Unterarten besitzen eine eigene Bakteriengemeinschaft. Diese Unterschiede gingen mit einem veränderten Immunsystem einher. Dies könnte erklären, warum Mischlinge der beiden Unterarten weniger überlebensfähig sind als ihre reinerbigen Eltern.

 

Nach: http://inflammation-at-interfaces.de/de/newsroom/aktuelles/darmflora-artbildung


P.S.: Könnten sich auf ähnliche Weise vielleicht auf lange Sicht auch Veganer, Vegetarier und Fastfood-Verzehrer zu separaten Hominiden-Spezies entwickeln? ;-)


Meditationsforschung

"Das Gehirn ist in der Lage, sich zu verändern, und so wie wir eine neue Sportart lernen, können wir auch Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit oder Mitgefühl trainieren", sagt Richard Davidson. ...

So sieht das auch Tania Singer: "Die Frage ist eigentlich nicht mehr, ob Meditation einen Effekt hat, sondern welche Meditation welchen Effekt hat, wie groß der ist und wie lange es dauert, bis er sich einstellt." ...

Zum Artikel "Spuren im Kopf"

Zu SAVIMENA


Brauchen wir eine neue Evolutionstheorie?

Ja, unbedingt! Ohne Ausweitung der Evolutionstheorie vernachlässigen wir wichtige Prozesse, meinen Kevin Laland und seine Wissenschaftlerkollegen in der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft". Seit Charles Darwin hat sich in den Biowissenschaften viel Neues ergeben, z. B. daß die Umwelt verändert, was vererbt wird. Ist die Evolutionstheorie dadurch veraltet?


Riechen mit der Haut?

Menschen besitzen in der Nase rund 350 verschiedene Arten von Riechrezeptoren. Aber Riechrezeptoren kommen nicht nur in der Nase vor.

Auch in anderen Geweben konnte die Funktion dieser Rezeptoren nachgewiesen werden, zum Beispiel auf Spermien, in der Prostata, dem Darm und der Niere.

Bochumer Forscher entdeckten sie nun auch in Keratinozyten, den Zellen, die die äußerste Schicht der Haut bilden. Sie fanden heraus, dass ein synthetischer Sandelholzduft, Sandalore genannt, den Rezeptor aktiviert. Das Sandelholzaroma kommt häufig in Räucherstäbchen vor und ist auch eine Komponente mancher Parfüms. Der aktivierte Rezeptor stößt in der Zelle einen Signalweg an, der dafür sorgt, dass sich Hautzellen vermehrt teilen und schneller wandern – Prozesse, die typischerweise die Wundheilung verbessern. 

Prof. Hanns Hatt: „Wir sollten aber auch im Hinterkopf behalten, dass man mit konzentrierten Duftstoffen vorsichtig umgehen sollte, solange wir nicht wissen, welche Funktion die verschiedenen Duftrezeptoren in Hautzellen haben.

 

Nach: http://idw-online.de/de/news595318 


Blindmull bekommt keinen Krebs

Blindmull (Foto: Prof. E.Nevo, Haifa)
Blindmull (Foto: Prof. E.Nevo, Haifa)

Ein unscheinbares, rattengroßes Nagetier, der in Südosteuropa, Vorderasien und Nordafrika heimische Blindmull Spalax galili, lebt unter Tage. Meist allein in seinen unterirdischen Gängen, findet er dort genug Wurzeln und Rüben als Nahrung und entgeht manchem Unbill an der Erdoberfläche. Augen werden nicht mehr gebraucht und überwachsen mit Fell. Die Kehrseite dieses Lebensstils ist jedoch anderer Stress: zu wenig lebensnotwendiger Sauerstoff, besonders wenn der Boden durch regionale Starkregen überflutet wird, und ein Zuviel an tödlichem Kohlendioxid. Doch Spalax passt sich perfekt an. Mit weniger als einem Drittel des normalerweise verfügbaren Sauerstoffs kann der Blindmull problemlos für viele Stunden ohne Schäden an empfindlichen Organen wie dem Gehirn überleben. Für Ratten oder Menschen wäre dies binnen kurzer Zeit tödlich, auch hiesige Maulwürfe können da nicht mithalten.

Dabei entwickeln sich weitere phantastisch klingende Fähigkeiten, die Biologen staunen lassen. Der Blindmull erreicht problemlos ein Alter von mehr als 20 Jahren, während seine engen Verwandten Maus und Ratte mit 3 Jahren bereits wahre Methusalems ihrer Art sind. Doch nicht genug, Spalax bekommt natürlicherweise und selbst nach einer Behandlung mit kanzerogenen Chemikalien im Labor keinen Krebs.

 


Weitere Infos und Originalarbeit.


Darwins Stammbäume sollten eher Netzstruktur haben

Es werden mittels moderner Methoden immer häufiger Abschnitte in Genomen von Säugetieren gefunden, die von anderen Arten stammen könnten. Dem Anschein nach getrennte Erblinien "verschmelzen" somit offenbar immer wieder und tauschen Genmaterial aus.

„Die klassische Stammbaumdarstellung, wie sie schon Darwin verwendete, ist deshalb nicht immer geeignet, um die Evolutionsgeschichte vollständig abzubilden. Sogenannte phylogenetische Netzwerke, die eher einer Netzstruktur gleichen, stellen die von uns gefundenen genetischen Vermischungen viel besser dar“, so der Evolutionsbiologe Prof. Axel Janke, Leiter eines Forschungsteams des Senckenberg Forschungsinstituts Frankfurt. Er wies nach, daß sich einige Bärenarten, die heute entweder in Amerika oder in Asien vorkommen und sich stark unterscheiden, sich im Laufe ihrer Geschichte miteinander gekreuzt haben.

 

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Artbildung durch Pfropfung

In der Natur kommt es vor, dass sich zwei unterschiedliche Pflanzenarten miteinander kreuzen. Das ist im Normalfall ein Problem, da die Erbinformation der beiden Eltern nicht zueinander passt. Doch manchmal hilft die Natur mit einem Trick nach. Statt, wie normalerweise üblich, nur jeweils die Hälfte der in Vater und Mutter enthaltenen Erbinformation an die Kinder weiterzugegeben, reichen beide Pflanzen die gesamte Information an die Nachkommen weiter, das heißt die Chromosomensätze werden addiert. So finden die Chromosomen während der Meiose einen passenden Partner, die Pflanzen bleiben fortpflanzungsfähig und eine neue Art ist entstanden. Beispiele für eine solche Allopolyploidie finden wir sowohl bei Wildpflanzen als auch bei Nutzpflanzen wie dem Weizen, dem Raps oder auch der Baumwolle. Die Arbeitsgruppe um Ralph Bock vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie konnte nun erstmalig nachweisen, dass eine solche Artneubildung auch auf ungeschlechtlichem Wege herbeigeführt werden kann.

Dafür fügten die Forscher zunächst Resistenzgene gegen zwei Antibiotika in das Erbgut der Tabakarten Nicotiana glauca und Nicotiana tabacum ein, die normalerweise nicht miteinander kreuzbar sind. Anschließend pfropften die Wissenschaftler Nicotiana glauca auf Nicotiana tabacum. Nachdem beide zusammengewachsen waren, schnitten sie das Gewebe an der Pfropfstelle aus und kultivierten es auf einem Wachstumsmedium, das beide Antibiotikawirkstoffe enthielt. So konnten nur die Zellen überleben, die die DNA beider Vorfahren enthielten. Erstaunlicherweise gelang es den Forschern, zahlreiche doppelt-resistente Pflänzchen heranwachsen zu lassen.

 

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Moos hat mehr Gene als Mensch

Winziges Moos mit mehr Genen als der Mensch© Pflanzenbiotechnologie/Universitaet Freiburg
Winziges Moos mit mehr Genen als der Mensch© Pflanzenbiotechnologie/Universitaet Freiburg

Auf genetischer Ebene sind Moose komplexer als Menschen: Eine Gruppe deutscher, belgischer und japanischer Wissenschaftler, die der Biologe Prof. Dr. Ralf Reski von der Universität Freiburg koordiniert hat, beschreibt in einer aktuell veröffentlichten Studie die 32.275 proteinkodierenden Gene des Laubmooses Physcomitrella patens. Dies sind ungefähr 10.000 Gene mehr als das menschliche Genom enthält. Moose sind Winzlinge mit einfachem Bauplan: Sie haben keine Wurzeln, keine Blüten und produzieren keine Samen. Deshalb dachte man lange Zeit, dass diese Pflanzen auch auf genetischer Ebene einfach seien.

„Eines unserer verblüffenden Resultate ist, dass 13 Prozent der Physcomitrella-Gene keine eindeutigen Verwandten in einem anderen sequenzierten Organismus haben. Eine tiefere Analyse dieser seltenen Gene wird uns helfen, die verborgenen Schätze des Moosgenoms zu heben“, sagt Reski. „Obwohl wir es unerfreulich finden mögen, dass Moose den Menschen in der Zahl der Gene weit übertreffen, kann gerade diese Tatsache unsere Zukunft sichern.“

 

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Carbon Farming

In einer Studie bewerten Wissenschaftler der Universität die Idee, Klimawandel durch neu angelegte Biomasse-Plantagen in Wüstenregionen zu bremsen. Dabei beschränken sie sich auf karge Böden, die für die Nahrungsmittelproduktion ungeeignet sind. Durch Bioenergie aus den Früchten und dem Rückschnitt der Plantage ließe sich ein Teil des Energiebedarfes für die Bewässerung gewinnen. Ihren Ansatz bezeichnen die Forscher als „Carbon Farming“. Der Ansatz des Teams: Anpflanzungen von Jatropha curcas, einem widerstandsfähigen Strauch aus der Familie der Wolfsmilchgewächse. Jatropha wächst auch auf kargen, trockenen Böden, die für die Nahrungsmittelproduktion nicht genutzt werden können. Da auch diese Pflanze trotz hoher Dürretoleranz nicht völlig ohne Bewässerung auskommt, wären vor allem Küstenregionen, an denen sich Meerwasser entsalzen ließe, für den Anbau ideal.

 

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Hintergrund: Atmosphere Protect GmbH
Die Atmosphere Protect GmbH ist als Unternehmensberatung im Bereich der CO2-Sequestrierung und der Wiederbegrünung von Wüsten tätig. Das Unternehmen wurde im Jahr 2008 als Ausgründung der Universität Hohenheim von Prof. Dr. Klaus Becker gegründet.
Auch die nun veröffentlichte Studie geht auf Initiative der Atmosphere Protect GmbH zurück.
Text: Klebs / Lembens-Schiel

 

P.S.: Alles klar?! Könnte es sein, daß auch dieser wohlklingende Ansatz vor allem der ökonomischen Gewinnoptimierung dient und alle bekannten ökologischen Probleme von Monokulturen beinhaltet, die dann auch wieder "chemisch" gelöst werden.

Klingt wenig nachhaltig! Siehe dazu auch die folgende Mitteilung über deutsche Unternehmen insgesamt.


Die psychologischen Effekte einer gemeinsamen Mahlzeit

Kognitive Kontrolle lässt nach gemeinsamen Essen nach – findet eine Forschergruppe aus Berlin heraus. Keine schlechten Voraussetzungen, wenn es beispielsweise darum geht, in konfliktreichen Situationen Konsens zu erzielen. Im Hinblick auf Arbeitstellen, wo hohe Aufmerksamkeit und Exaktheit erforderlich ist, allerdings ein eher negativer Befund. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich die Teilnehmerinnen nach einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit zwar nicht als besser gelaunt, wohl aber als entspannter einschätzten. Nun wollen die Wissenschaftler auf diesem Feld weitere Untersuchungen anstellen und herausfinden, wie sich die Essenssituation beispielsweise auf Empathie und Kreativität auswirkt.

 

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P.S.: Nun kann man verstehen, warum sich Politiker so oft zu Arbeitsessen treffen und so wenig bzw. Unsinniges dabei rauskommt. Bin jetzt schon gespannt auf die Ergebnisse hinsichtlich Empathie und Kreativität. Meine Hypothesen: Empathie wird gefördert und Kreativität vermindert.


Den Kopf nachwachsen lassen

Ein Hase kann es nicht, ein Frosch auch nicht, aber ein Zebrafisch oder Salamander schon und der Plattwurm ist ein wahrer Meister darin: Regenerieren. Warum manchen Tierarten verlorene Körperteile oder Organe nachwachsen lassen können, anderen hingegen nicht, bleibt ein Rätsel. Genau so die Frage, ob sich die Fähigkeit zur Regeneration wieder reaktivieren lässt. Forscher am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden sind nun einen Schritt weiter im Verständnis der Faktoren, die den Prozess des Nachwachsens regulieren. Sie haben im Plattwurm Dendrocoelum lacteum einen Knotenpunkt entdeckt, der darüber entscheidet, ob ein neuer Kopf regeneriert werden kann oder nicht. Und noch spektakulärer: Sie konnten den Wurm so manipulieren, dass er sein eigentlich verlorenes Regenerationspotenzial wieder erhielt.

 

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Populationen der Schmetterlinge auf Wiesen haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten halbiert

Zu den Arten, die untersucht wurden, gehört der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), der deutlich zurückgegangen ist.  Foto: Erk Dallmeyer
Zu den Arten, die untersucht wurden, gehört der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), der deutlich zurückgegangen ist. Foto: Erk Dallmeyer

Die Zahl der Schmetterlinge auf Europas Wiesen hat sich zwischen 1990 und 2011 dramatisch reduziert. Ursache dafür seien die Intensivierung der Landwirtschaft und ein Mangel an angemessen gemanagten Grünlandökoystemen, so ein von der Europäischen Umweltagentur EEA veröffentlichter Bericht. 

Der Rückgang der Grünlandarten ist besonders besorgniserregend, so der Bericht, weil diese Schmetterlinge als repräsentative Indikatoren gelten, die Trends für die meisten anderen terrestrischen Insektenarten aufzeigen, die zusammen zwei Drittel aller Arten auf dem Planeten ausmachen. Die Intensivierung von Landwirtschaft und Brachflächen sind zwei der Haupttrends, die die Populationen von Grünlandschmetterlingen beeinflussen. Die Landwirtschaft wird dort intensiviert, wo das Land flach und leicht zu bewirtschaften ist. Auf der anderen Seite sind große Flächen an Wiesen in gebirgigen und feuchten Regionen stillgelegt worden – hauptsächlich in Ost- und Südeuropa. Beides führt zum Rückgang an Lebensräumen für Schmetterlingsarten, die auf Wiesen leben.

 

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Die "dunkle Materie" der Biologie

Mikroben in Nahansicht. Sie stellen rund 70 Prozent der Biomasse auf Erden – sind aber weitgehend unerforscht.  Wen-Tso Liu
Mikroben in Nahansicht. Sie stellen rund 70 Prozent der Biomasse auf Erden – sind aber weitgehend unerforscht. Wen-Tso Liu

Nicht nur im Weltall gibt es dunkle Materie. Wenn es um Mikroben geht, benutzen auch Biologen den Begriff. Obwohl die Winzlinge 70 Prozent aller auf Erden vorhandenen Lebewesen stellen, sind sie – wie die geheimnisvolle Masse im Kosmos - kaum erforscht. Denn die meisten dieser Organismen lassen sich im Labor nicht nachzüchten. Mit einem Trick ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bielefeld und dem kalifornischen Joint Genome Institut (JGI) sowie weiteren Instituten aus den USA, Kanada, Australien und Griechenland dennoch gelungen, ihnen auf die Spur zu kommen: Statt sie zu züchten, haben sie die DNA einzelner mikrobieller Zellen vervielfältigt – und damit Licht in die dunkle Materie gebracht.

 

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Konnten Neandertaler sprechen?

Wissenschaftler vermuten, dass der modern Mensch nicht nur Neandertaler- und Denisova-Gene in sich trägt, sondern auch noch Reste der Sprache seiner nächsten Verwandten bewahrt hat.  MPI für evolutionäre Anthropologie
Wissenschaftler vermuten, dass der modern Mensch nicht nur Neandertaler- und Denisova-Gene in sich trägt, sondern auch noch Reste der Sprache seiner nächsten Verwandten bewahrt hat. MPI für evolutionäre Anthropologie

Neandertaler sind die nächsten Verwandten des modernen Menschen. Der letzte gemeinsame Vorfahr lebte vor rund 500.000 Jahren. Mehrere Jahrhunderttausende lang war der Neandertaler bestens an die rauen Lebensbedingungen im westlichen Eurasien angepasst. Trotzdem galten sie lange als primitive, affenähnliche Wesen. Intelligenz, Kultur und Sprache wurden ihnen von der Forschung lange Zeit abgesprochen. Archäologische, paläoanthropologische sowie genetische Daten haben viele Wissenschaftler jedoch zum Umdenken gebracht. Inzwischen weiß man, dass moderne Menschen, Neandertaler und vermutlich verschiedene andere, noch unbekannte Menschenformen in engem Kontakt miteinander standen und sich sogar genetisch vermischt haben. Dies deutet darauf hin, dass sie ähnliche intellektuelle und kulturelle Fähigkeiten besaßen.

Dan Dediu and Stephen C. Levinson vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik schließen aus diesen Daten, dass die menschliche Sprache in der heutigen Form mindestens bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren von modernem Menschen und Neandertaler zurückgeht. Sprache ist demnach vor 1,8 Millionen bis einer Million Jahren entstanden, also zwischen der Entstehung der Gattung Homo und dem Auftauchen von Homo heidelbergensis, dem mutmaßlichen Vorfahren des modernen Menschen und Neandertaler.

Der moderne Mensch sich im Laufe seiner Geschichte außerhalb Afrikas sowohl mit dem Neandertaler vermischt also auch mit dem Denisova-Menschen, einer weiteren Menschenform, die bislang nur aus Erbgut-Analysen bekannt ist. So finden sich im Erbgut von heute lebenden Menschen Gene, die ursprünglich von Neandertalern und Denisova-Menschen stammen. Darüber hinaus deuten Gemeinsamkeiten bei der Fertigung von Werkzeugen oder Waffen deuten auch auf einen kulturellen Austausch hin. Dediu and Levinson zufolge könnten sich bei diesen Begegnungen auch die Sprachen vermischt haben. Der moderne Mensch trägt demnach nicht nur Neandertaler- und Denisova-Gene in sich, sondern hätte auch noch Reste der Sprache seiner nächsten Verwandten bewahrt. Die heutige Sprachenvielfalt würde dann zum Teil auf die Begegnungen mit anderen Menschenformen zurückgehen. Ein deutlicher Hinweis auf eine solche Sprachvermischung wäre es, wenn Sprachforscher strukturelle Unterschiede zwischen afrikanischen und nicht-afrikanischen Sprachen finden würden. Denn nur die nicht-afrikanischen Sprachen könnten Element von Neandertaler- und Denisova-Idiomen enthalten.

 

Weitere Infos:

Dediu, D., & Levinson, S. C. (23): On the antiquity of language: The reinterpretation of Neandertal linguistic capacities and its consequences. Frontiers in Language Sciences 4, 397 - und hier.


Gegenwärtige Landnutzung vernachlässigt Ökosystem-Dienstleistungen

Intakte Ökosysteme liefern nicht nur Nahrung und Rohstoffe, sondern regulieren auch das Klima, sorgen für Artenvielfalt oder bieten Raum für Tourismus und Naherholung. Diese „Ökosystem-Dienstleistungen“ sind zunehmend Gegenstand sozialökologischer Forschung. Eine Studie unter Beteiligung der Universität Hamburg zeigt, dass eine Landnutzung, die vorwiegend an landwirtschaftlichen Erträgen ausgerichtet ist, zu wenig ökologische Dienstleistungen bietet.


Weitere Infos.

 

P.S.: Haben das Praktiker des Naturschutzes nicht schon immer gesagt? Endlich ist diese Trivialität wissenschaftlich untermauert. Aber wir kennen ja auch seit langem die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln in der Politik. Wann wird die EU-Landwirtschaftspolitik endlich handeln?


Rückläufige Bienenzahlen gefährden die landwirtschaftliche Produktion

Die seit Jahren rückläufigen Bienenzahlen gefährden die Bestäubung und schaden somit erheblich der landwirtschaftlichen Produktion. Diese von der Natur gebotene Dienstleistung hat also erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen.

 

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P.S.: So schaufelt die "spritzende Agrar-Zunft" ihr eigenes wirtschaftliches Grab! Siehe auch die vorhergehende Meldung.


Antibiotika in der Nutztierhaltung

In Deutschland sollen nun endlich die Verbrauchsmengen von Antibiotika in der Nutztierhaltung kontinuierlich erfasst werden. In einer vom Bundesinstitut für Risikobewertung geförderten wissenschaftlichen Studie haben die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und die Universität Leipzig Daten zum Verbrauch von Antibiotika bei Mastschweinen, Masthähnchen und Rindern erhoben und ausgewertet. 

In der Studie haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermittelt, dass ein Mastschwein in Deutschland innerhalb seiner ca. 115-tägigen Mast an durchschnittlich 4,2 Tagen (Medianwert) mit einem antibiotischen Wirkstoff behandelt wird. Ein Masthähnchen wird in Deutschland im Durchschnitt 39 Tage lang gemästet. In dieser Zeit wird den Tieren im Durchschnitt an 10,1 Tagen ein antibiotischer Wirkstoff verabreicht. Von den Kälbern erhält hingegen rechnerisch nur etwa jedes dritte Tier pro Jahr eine Behandlung von drei Tagen.

 

Weitere Infos und Download.

 

P.S.: Wenn man jetzt gelesen hat, welche Antibiotika in der Tiermast verfüttert werden, so kann man bei den nächsten Halsschmerzen - falls die Apotheke schon zu hat - vielleicht einfach ein Schweineschnitzel verzehren, das beträchtliche Mengen Tetrazykline (Breitbandantibiotikum) enthält.


Live aus dem Hühnerei

Göttinger Wissenschaftler haben erstmals ein schlüpfendes Hühnerküken mittels Magnetresonanz-Tomografie (MRT) in Echtzeit gefilmt. Dem Team der Biomedizinischen NMR Forschungs GmbH am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie gelang es, die täglichen Entwicklungsstufen eines Hühnerembryos, dessen Körperbewegungen innerhalb der geschlossenen Eierschale und sogar das Schlüpfen sichtbar zu machen.

 

Weitere Infos.

 

P.S.: Vielleicht kommt man jetzt der Antwort auf die Frage näher, was erst da war, die Henne oder das Ei?  


Der korrigierte Mensch

"Der korrigierte Mensch" steht im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Forschung Frankfurt" (1/2013). Neben den Beiträgen, die über den Stand der Forschung und neueste Behandlungsmethoden auf dem Gebiet der Zell- und Gentherapie berichten, wagen zwei Frankfurter Wissenschaftler einen Ausblick auf ethische Fragen zum Klonen und zu Eingriffen in die menschliche Keimbahn.

 

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P.S.: Die ethische Grundfrage ("Dürfen wir das?") ist nicht anders als vor ca. 30 Jahren, als ich mit menschlichen Eizellen und Embryonen experimentieren sollte, und moralisch nach wie vor nicht gelöst.


Mount Everest-Region lag bereits vor 17 Millionen Jahren so hoch wie heute

Nordseite des Mt. Everest, vom Rongbuk-Tal (Tibet) aus gesehen. © M. Jessup
Nordseite des Mt. Everest, vom Rongbuk-Tal (Tibet) aus gesehen. © M. Jessup

Vor fast genau 60 Jahren, am 29.5.1953, gelang Edmund Hillary und Tenzing Norgay die Erstbesteigung des Mount Everest, des höchsten Bergs unseres Planeten. Nun fanden Geowissenschaftler des Frankfurter Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Frankreich heraus, dass das Dach der Welt schon seit mehr als 17 Millionen Jahren so hoch wie heute liegt und seitdem das Klima Südostasiens prägt. 

 

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Jedes Grad Erderwärmung könnte den Meeresspiegel auf lange Sicht um mehr als 2 Meter erhöhen

Heute ausgestoßene Treibhausgase werden den Meeresspiegel noch auf Jahrhunderte ansteigen lassen. Jedes Grad an globaler Erwärmung wird den Meeresspiegel zukünftig wahrscheinlich um mehr als 2 Meter erhöhen, wie eine jetzt in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erschienene Studie zeigt. Während die Wärmeausdehnung des Meeres und das Abschmelzen von Gebirgsgletschern heute die wichtigsten Ursachen für einen Anstieg der Meere sind, werden die grönländischen und antarktischen Eisschilde in den nächsten 2000 Jahren zu den dominierenden Faktoren, so die Studie. Die Hälfte dieses Anstiegs wird vermutlich durch Eisverluste in der Antarktis verursacht werden, die gegenwärtig weniger als 10 Prozent zum globalen Meeresspiegelanstieg beiträgt.

 

Weitere Infos.


Brennpunkte des Klimawandels: Wo die Folgen breit spürbar werden

Jeder zehnte Mensch lebt an einem Ort der Erde, der bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem der Brennpunkte der Folgen ungebremster globaler Erwärmung werden kann. Dabei geht es um das Zusammenwirken von Folgen des Klimawandels für Ernten, Ökosysteme, Gesundheit und für die Verfügbarkeit von Wasser. Veränderungen in mehrerer dieser Sektoren sind in der Amazonas-Region, im Mittelmeer-Raum und in Ost-Afrika zu erwarten, so zeigt eine jetzt online in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) erscheinende Studie. In einem extremeren Szenario wären noch deutlich mehr Menschen betroffen.

 

Weitere Informationen:

Piontek, F., Müller, C., Pugh, T.A.M, et al. (2013): Multisectoral climate impacts in a warming world. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition) [DOI:10.1073/pnas.1222471110] und hier.


Asiatische Marienkäfer auf dem Vormarsch

Wird wegen seiner variablen Musterung auch Harlekin-Käfer genannt: der Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis (AndreasVilcinskas)
Wird wegen seiner variablen Musterung auch Harlekin-Käfer genannt: der Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis (AndreasVilcinskas)

Asiatische Marienkäfer sind weltweit auf dem Vormarsch und verdrängen in vielen Ländern die dort heimischen Arten. Die Invasoren setzen auf biologische Kriegsführung: Sie infizieren ihre Konkurrenten mit tödlichen Parasiten, gegen die sie selbst immun sind.

 

Weitere Informationen:

http://www.ime.fraunhofer.de/de/

geschaeftsfelder/bio-ressourcen.html

 

http://dx.doi.org/10.1126/science.1234032

 

P.S.: Die "gelbe Gefahr" ist also in Wirklichkeit bunt!

Aber wieder einmal haben wir das selbst "verbockt", denn diese Spezies wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Europa und USA eingeführt. Das Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau sieht das eher positiv


Asiatische Buschmücke nun auch in Niedersachsen

Aedes japonicus japonicus - Asiatische Buschmücke  Foto: Dorothee Zielke/ZALF
Aedes japonicus japonicus - Asiatische Buschmücke Foto: Dorothee Zielke/ZALF

Aedes japonicus in Deutschland weiter auf dem Vormarsch
Nach dem überraschenden Fund einer Population der Asiatischen Buschmücke Aedes japonicus in Westdeutschland im Sommer des vergangenen Jahres konnten dieselben Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Müncheberg, und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Greifswald – Insel Riems, diese invasive Stechmückenart nun auch in Niedersachsen nachweisen.

Die Asiatische Buschmücke zeichnet sich nicht nur durch ein aggressives Stechverhalten aus, sondern könnte auch verschiedene, z.Zt. noch nicht in Deutschland heimische Krankheitserreger übertragen, sollten diese den Weg hierhin finden. Darüber hinaus scheint Ae. japonicus einheimische Mückenarten zu verdrängen.

Weltweit gibt es rund 3.500 Stechmückenarten, 50 davon wurden bisher in Deutschland nachgewiesen. Da sie wissenschaftlich lange vernachlässigt wurden, fehlt grundlegendes Wissen über ihr Vorkommen und ihre regionale Verbreitung. Faktoren wie Globalisierung und Klimaveränderung begünstigen zudem die Einschleppung und Ansiedlung nicht-einheimischer Stechmückenarten, von denen einige Krankheitserreger übertragen können. So traten in Südeuropa in den letzten Jahren erstmalig lokal verursachte, aber durch die neu angesiedelte asiatische Tigermücke vermittelte Infektionen mit dem Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus auf.

 

Weitere Infos sowie Informationen zum Mückenatlas.


Leopoldina vermittelt Experten zum Thema Klonen und Stammzellen

Erstmals ist Forschern in den USA offenbar das Klonen menschlicher Zellen zur Erzeugung von Stammzellen gelungen. 

 

Weitere Infos: 

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092867413005710 

 

Zu diesem Thema bietet die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Journalisten Gespräche mit Wissenschaftlern an, die zu den komplexen medizinischen, rechtlichen und ethischen Fragen kompetent Auskunft geben können, teilt der Informationsdienst Wissenschaft mit.

 

P.S.: Könnte es sein, daß damit die öffentliche Berichterstattung beeinflußt werden soll? In Deutschland ist das Arbeiten mit embryonalen Stammzellen für Wissenschaftler unbefriedigend geregelt, weil eingeschränkt. In der Bevölkerung wird es weithin als problematisch angesehen.


Wie gelangt etwas ins Bewußtsein?

Jüngste Forschungen zeigten, dass das Gehirn von Erwachsenen in zwei Stufen auf die Wahrnehmung eines externen Ereignisses reagiert. In den ersten 200 - 300 Millisekunden erfolgt die Wahrnehmungsverarbeitung komplett unbewusst und die Neuronenaktivität nimmt linear zu. Die zweite Stufe ist, entsprechend der Bewusstseinsschwelle, durch eine nicht-lineare Antwort gekennzeichnet. Nur wenn das Ereignis (z.B. die Präsentation eines Objektes) lange genug andauert, um diesen Schwellenwert zu erreichen, kommt es zu einer verzögerten Reaktion und einer bewussten Wahrnehmung. Nur diese verzögerte und nichtlineare Reaktion des Gehirns wird als neuronaler Marker des Bewusstseins betrachtet. Bereits Säuglinge ab fünf Monaten verfügen über eine ähnliche Form von Bewusstsein wie Erwachsene.

 

Weitere Infos:

http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/medizin/haben-babys-ein-bewusstsein/

 

P.S.: Ein weiterer wissenschaftlicher Beweis für etwas, was die buddhistische Psychologie seit 2000 Jahren lehrt (siehe z.B. Nyanatiloka, Abhidhammattha-Sangaha). Ist doch erstaunlich, oder?


Umweltverhalten: Unternehmer sind auch nur Menschen

Viele Unternehmer versprechen nachhaltiges Wirtschaften und treffen dennoch Entscheidungen, die der Natur schaden. Sie geloben, die Umwelt zu schonen und kleben Ökosiegel auf ihre Produkte. Aber dann stellt sich heraus, dass sie doch Produkte verkaufen, die zu viele Pestizide oder Palmöl aus Regenwaldgebieten enthalten. Entscheiden die Unternehmer dabei nach einer rationalen Nutzen-Abwägung? Oder spielt unbewusstes Verhalten eine größere Rolle im unternehmerischen Handeln als oft angenommen?

 

Wirtschaftswissenschaftler haben nun herausgefunden, dass viele Firmenchefs ihr Umweltbewusstsein keineswegs vortäuschen – aber ihre Handlungen unbewusst von ihren Werten entkoppeln. Besonders anfällig dafür sind Unternehmenslenker, die sich selbst als sehr einflussreich wahrnehmen oder sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld befinden.*

 

Weitere Infos:

Shepherd, D. A., Patzelt, H., & Baron, R. A.: "I care about nature, but ...": Disengaging values in assessing opportunities that cause harm. Academy of Management Journal 2012.

 

P.S.: Seit den 80er Jahren ist bekannt, daß die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln im Umweltbereich gravierend ist. Daran haben auch über 40 Jahre Umweltbildung nichts geändert. Warum sollten Unternehmer eigentlich anders ticken als der Rest der Bevölkerung?

Manche Kritiker sagen daher, daß heute die Umweltbildung für die Umweltzerstörung das ist, was früher die Militärmusik für die Kriegführung war.


Wahrnehmung wo nichts ist

Ein ausbleibendes Geräusch kann ähnliche Hirnaktivitäten auslösen wie ein reales Geräusch. Psychologen der Universität Leipzig stellten dies in einem Versuch mit etwa 20 Personen durch Hirnstrommessungen fest: Einmal pro Sekunde sollten die Probanden auf einen Knopf drücken, wodurch ein Geräusch erzeugt wurde. Wenn der Ton gelegentlich ausblieb, war die Hirnaktivität fast identisch wie mit Geräusch. 

"Das Wahrnehmen von Reizen unserer Umwelt ist kein passiver Prozess, der die Welt einfach widerspiegelt, sondern vielmehr eine aktive Rekonstruktion, die auf Grundlage der aktuellen sensorischen Erregung und eines internen Modells über die Welt erfolgt", erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe. Mit dem Experiment habe sein Team Theorien belegt, die besagten, dass unsere Wahrnehmung nicht hauptsächlich durch die Realität bestimmt ist, sondern überraschend stark durch die Erfahrungen des Menschen geprägt wird. Im vorliegenden Fall sei auf das Ausbleiben eines Geräusches - also auf "Stille" - eine Aktivität in den Regionen des Gehirn ausgelöst worden, die eigentlich nur für die Verarbeitung von Hörreizen zuständig sind, weil deren Erwartung des Geräusches sehr groß war. 

 

Weitere Infos: 

Iria SanMiguel et al. (2013): Hearing Silences: Human Auditory Processing Relies on Preactivation of Sound-Specific Brain Activity Patterns. The Journal of Neurosciences 33 (20). sowie Animation.

 

P.S.: Könnte das vielleicht auch ein neurobiologischer Hinweis darauf sein, daß Glaube als Heilserwartung sich seine eigene Realität erschafft? In seiner Rede an die Kalamer warnte schon Buddha davor, ungeprüft zu glauben. In der buddhistischen Psychologie wird der Geist (citta) als 6. Sinnesorgan angesehen, das in Verbindung mit bestimmten Faktoren (cetasikas) auch illusionäres Bewußtsein erzeugen kann.


Mentale Achtsamkeit

An der Fachhochschule Erfurt kann man ab Wintersemester 2013/14 für 3.500,- € einen berufsbegleitenden Studienkurs "Mentale Achtsamkeit" absolvieren. Der Kurs vermittelt folgende Inhalte: 

  • Ausstieg aus dem medialen Autopiloten, SEIN versus TUN, Body Scan
  • Achtsamkeit gezielt lenken, Konzentration fördern, Diskrepanz-orientierte Verarbeitung
  • Die Folgen gedanklicher Bewertungen, Sitzmeditation
  • Atemraum für verschiedene Lebenssituationen
  • Einfluss von Stimmungen auf Gedanken, Körperempfinden, Verhalten, Methoden zum Umgang mit Stress und Belastung
  • Work-Life-Balance, Selbstfürsorge
  • Überblick über das Training der Achtsamen Lebensgestaltung in 10 Schritten
  • Einzelsupervisionen
  • Konzeptarbeit

Der Studienkurs schließt mit einem qualifizierten Zertifikat der Fachhochschule Erfurt ab.

 

P.S.: Klingt ziemlich fundiert und mit zwei Professoren als Kursleiter auch wissenschaftlich und sogar noch etwas preiswerter als eine MBSR-Ausbildung. Qualifizieren diese boomenden Ausbildungen aber wirklich zur eigenen achtsamen Lebensgestaltung oder vielleicht eher nur dazu zu glauben, mit seinem gelernten Wissen Geld verdienen zu können?

Die ganze Achtsamkeitspsychologie hat ihre methodischen Wurzeln in der buddhistischen Meditationspraxis (siehe z.B. Bhikku Anaalayo, Satipatthana - Der direkte Weg). Daher frage ich mich, warum Interessierte sich nicht einfach einer buddhistischen Meditationsgruppe anschließen, dort zwar kein "qualifiziertes Zertifikat" bekommen, aber viel Geld sparen.