Fragestellung:
Ziel der Studie war, Beiträge zu liefern zur Kenntnis der Fortpflanzungs- und Populationsbiologie der Waldmaus (AS) und der Gelbhalsmaus (AF) (Apodemus sylvaticus LINNE, 1758, und Apodemus flavicollis MELCHIOR, 1834), wobei die histologischen Strukturen der weiblichen Genitalorgane, die Genitalzyklen, Follikelatresie und vorgeburtliche Sterblichkeit besonders untersucht wurden. Zusätzlich wurde der männliche Jahressexualzyklus berücksichtigt.
Material und_Methoden:
Es wurden von November 1972 bis November 1973 sowie von Juli bis Dezember 1974 und in einigen Monaten des ersten Halbjahres 1975 im Kieler Raum Fallenfänge durchgeführt. Aus den Jahren 1962-64 stand konserviertes Material des Instituts für Haustierkunde zur Verfügung, so daß das Freilandmaterial insgesamt 625 Waldmäuse (279 Weibchen, 346 Männchen) und 629 Gelbhalsmäuse (302 Weibchen, 327 Männchen) umfaßte. Zusätzlich wurden beide Arten in Gefangenschaft gezüchtet (152 Waldmäuse: 74/78; 21 Gelbhalsmäuse: 12/9).
Alle Tiere wurden gewogen, vermessen und auf ihren Fortpflanzungszustand untersucht. Die weiblichen Genitalorgane wurden histologisch analysiert.
Ergebnisse:
1. Im makroskopischen und mikroskopischen Bau der weiblichen Genitalorgane konnten mit den angewandten Methoden keine strukturellen Unterschiede zwischen beiden Arten festgestellt werden. Nur die Follikel- und Oozytengröße differierte bei AS und AF.
2. Die Befunde über den Bau der weiblichen Genitalorgane erbrachten die generelle Übereinstimmung der Strukturen mit denen der Labormaus und der Rötelmaus.
3. Einige Strukturen, wie "transforming bodies" und Corpora lutea der Ovarien, stabkernige Zellen und "helle Zellen" der Uteri sowie Implantationsnarben, wurden besonders betrachtet sowie Versuche unternommen, die Follikelreifung im Rahmen einer Klassifizierung der Follikel nach morphologischen Merkmalen, die verschiedenen Corpus luteum-Typen und die zyklischen Veränderungen des Uterusepithels quantitativ zu erfassen.
4. Corpora lutea ovulationis sind bei beiden Arten mindestens über einen weiteren Zyklus nachzuweisen, Corpora lutea graviditatis über zwei weitere Graviditätszyklen, am Ende der Portpflanzungsperiode über mindestens drei Monate. Implantationsnarben bestehen 4-6 Monate im uterinen Gewebe.
5. Es wurden verschiedene Entwicklungs- und Fortpflanzungsstadien sowie Genitalzyklen beschrieben, die sich auf drei Phasen der sexuellen Aktivität im Jahresablauf verteilen (Reifungsphase, fertile Phase, postfertile Phase). Je nach dem Geburtstermin ist die Dauer der einzelnen Phasen verschieden. Es konnten, abweichend vom oestrischen Zyklus, dessen Dauer bei AS und AF mit 5-6 Tagen bestimmt wurde, folgende Zyklustypen festgestellt werden:
a) unvollständiger Zyklus
b) steriler Zyklus
c) gestört fertiler Zyklus
d) ungestört fertiler Zyklus
e) ungestörter Postpartum-Zyklus
f) gestörter Postpartum-Zyklus
g) steriler Postpartum-Zyklus.
a) - c) treten in der Reifungsphase auf, f) und g) in der postfertilen Phase, die mit einem
Laktationsanoestrus abschließt.
Als Sonderfälle wurden Weibchen beschrieben, die aus unbekannten Gründen während der Portpflanzungszeit ihren
Wurf verlassen oder einen Embryonensatz in der späten Gravidität abortieren, ohne dann wieder oestrisch zu werden.
6. In einem besonderen Kapitel wurden die Follikelatresie und die pränatale Mortalität untersucht. Bei der Atresie größerer Follikel konnten vier verschiedene Atresie-Typen unterschieden werden, je nach der Form der Degeneration oder Hypertrophie einzelner Follikelbestandteile.
7. Die vorgeburtliche Sterblichkeit besitzt bei AS und AF eine große Bedeutung. Es traten folgende Verluste auf:
- postovulatorische und präimplantative Teilverluste: AS: 6,6 % der Eizellen in 29,8 % der Sätze AF: 11,6 % der Eizellen in 55, o % der Sätze
- postovulatorische und präimplantative Totalverluste: AS: 34,7 % der Eizellen in 4o,7 % aller Sätze AF: 38,6 % der Eizellen in 49,2 % aller Sätze
- postimplantative Teilverluste: AS: 4,7 % aller Embryonen in 13,1 % der Sätze AF: 4,8 % aller Embryonen in 19,7 % der Sätze
- postimplantative Totalverluste konnten nur selten als solche erkannt werden und waren zahlenmäßig nicht zu
erfassen.
Die postimplantative Sterblichkeit erfolgt hauptsächlich in der
Phase, in der die Embryonen 5-16 mm lang sind.
8. Die Fortpflanzungszeit umfaßte bei den beiden Arten in den untersuchten Jahren die Monate März bis September, wobei die Gelbhalsmaus etwas früher begann als die Waldmaus. Die Annahme, daß dieser Unterschied artspezifisch sei, wurde bestätigt. Er zeigte sich ebenfalls bei den männlichen Tieren, die 1 - 1 1/2 Monate vor den Weibchen sexuell aktiv wurden.
9. Als kürzeste Tragzeit ergaben sich für die Waldmaus 23 Tage. Es wurden Verzögerungen bis zu 8 Tagen festgestellt.
10. Die Embryonensatzgröße betrug im Durchschnitt bei AS 6,5 (4-11) Embryonen und bei AF 6,8 (3-11) Embryonen. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Eine signifikant bevorzugte Implantation in einem Uterusschenkel ließ sich nicht nachweisen.
11. In einer Fortpflanzungsperiode wurden bei beiden Arten maximal 3 aufeinanderfolgende Würfe festgestellt.
12. Das Geschlechterverhältnis betrug im gesamten Fangmaterial für AS 55,4 % Männchen (X2 = 3,59; P < 10 %} und bei AF 52,0 % (X2 =0,99; P > 20 %).
13. Die Lebenserwartung schwankt nach den histologischen Untersuchungen in Abhängigkeit vom Geburtstermin.
14. Die Pubertät, als Zeit zwischen Beginn der Follikelreifung, die zur ersten Ovulation führt, und Eintritt der Fertilität, wird in den einzelnen Weibchengruppen mit unterschiedlichem Geburtstermin verschieden früh erreicht und dauert verschieden lange. Besonders ausgedehnt ist sie bei dem Teil der Jungtiere, der im Geburtsjahr nicht mehr zur Fortpflanzung kommt, aber vor Eintritt des Winters noch sterile Zyklen durchläuft. Das Pubertätsende ist dann bis zum Beginn der nächsten Fortpflanzungsperiode verzögert. Körpergewicht und erste Vaginalöffnung zeigten sich als nur unsichere Kriterien der Sexualreife.
In dieser Studie werden Populationsdichte, Jahreszyklus der Fortpflanzung, Gewichts-veränderungen und einige populationsbiologische Parameter von Apodemus sylvaticus und Apodemus fiavicollis untersucht.
In dieser Studie wird die vorgeburtliche Sterblichkeit von Apodemus sylvaticus und Apodemus fiavicollis untersucht.
Abstract
Chromosomes of Micromys minutus (2n = 68) were studied by G- and C-banding. They are characterized by one large metacentric chromosome with only a small amount of centromeric constitutive heterochromatin. All other, acrocentric, chromosomes have large centromeric heterochromatic blocks, which seem to differ in size between individuals.
Abstract
A complete bibliography of the genus Apodemus for the period 1970-1980 is presented, with a selection of the more important papers from earlier years, and a few references for 1981. A coded index to species and subjects is provided. All titles have been translated into English.
Das Buch ist vergriffen und kann nur noch antiquarisch oder als Neuexemplar direkt beim Autor erworben werden.
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Abstract
At day 14 of fetal development (vaginal plug - day 1) liver erythropoiesis shows no differences between Apodemus sylvaticus (woodmouse) and Micromys minutus (harvest mouse). At day 14 peripheral blood differs between both species. Nucleated yolk sac erythrocytes are only present in Apodemus sylvaticus whereas in Micromys minutus the proliferation of these RBC (red blood cells) has come to an end before day 14. Like in other mammals and vertebrates, the MLO of brunner (mitochondrion-like-organelles: siderosomes, prohemosomes, and hemosomes) are to be found in immature fetal RBC of Apodemus sylvaticus and Micromys minutus. Also there are transitional structures between siderosomes and prohemosomes (i. e. lamellated bodies containing ferritin). These findings confirm the brunner' concept of vertebrate hemoglobin biosynthesis in special cell organelles: the mitochondrion-like-organelles (MLO).
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Inhalt:
Evolutionsforschung aus der Sicht des
Paläontologen
M. J. Benton, Bristol/England
Zur Evolutionsökologie der Biosphäre
G. von Wahlert, Ingersheim
Konkurrenz als Schrittmacher der Evolution
H. Pschorn-Walcher, Kiel
Neodarwinistische oder kybernetische Evolution?
F. Schmidt, Mannheim
Molekulare Selbstorganisation und Entstehung biologischer Information
B.-O. Küppers, Göttingen
Evolution ohne Selektion: Form und Funktion durch
Autoevolution
A. Lima-de-Fana, Lund/Schweden
Evolution und Projektion — Ansätze zu einer zeitgemäßen Erkenntnistheorie
G. Vollmer, Gießen
Grenzen des evolutionären Paradigmas
W. Ch. Zimmerli, Bamberg u. a.
Evolution und die Entstehung des Neuen
R. Löw, Hannover
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